Mittwoch, 24. April 2013

Fasten: Tag 1

Heute ist also Starttag meiner Fastenzeit. Um acht Uhr weckt mich meine Katze, an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Ich habe sogar vom Fasten geträumt - unheimlich! Ich stehe auf und meine Mutter begrüßt mich erst einmal mit: "Warte noch eine Viertelstunde, ich muss noch ins Bad!".

Tag 1 bedeutet ja leider Darmentleerung. Glaubersalz ist meine Wahl, ich beäuge den Karton noch einmal skeptisch bevor ich die Dose öffne. Es riecht nach nichts. Ich habe noch Hoffnung, dass vielleicht auch das Salzwasser nach nichts schmeckt.

In einem halben Liter Wasser löse ich zwei gestrichene Esslöffel Salz. Vor dem Trinken schaffe ich eine Uhr und ein Buch auf das Klo, man weiß ja nie. Aber dann lässt es sich nicht mehr herauszögern: Vorsichtig nehme ich einen Schluck. Jeder, der schon einmal Nordseewasser im Mund hatte wird sich zunächst an den Strand erinnert fühlen. Aber dann kommt der fiese Nachgeschmack. Angewidert zwinge ich einen zweiten Schluck die Kehle runter - prompt muss ich husten und ein Würgen unterdrücken. Zum Glück wird der Geschmack mit der Zeit schwächer, am Ende kann ich sogar am Stück mehrere Schlucke trinken. Innerhalb von 20 Minuten sind die 500 ml in meinen Bauch gewandert.

Schon während des ersten Glases fühlt man im Bauch die Reaktion - es wird kalt und fühlt sich seltsam an. Dann kommen Geräusche. In meinem Fall musste ich den Messbecher mit auf Klo nehmen zum Austrinken, da es auch direkt los ging. Einmal zwickt es kurz im Bauch, aber sonst tut nichts weh, es fühlt sich alles normal an.
Das was man jetzt ausscheidet ist zwar an sich gewöhnungsbedürftig und erinnert - wenn ich das so sagen darf - gewaltig an Durchfall. Aber es ist nicht unangenehm oder tut sonderlich weh.

Nach der ersten Runde kuschel ich mich auf das Sofa. Mir ist kalt, ich zieh eine Decke samt Katze zu mir ran und schalte den Fernseher ein. Eine Reportage über schwule bayerische Tänzer. Vielleicht doch lieber ein Buch. Unentschlossen wander ich durchs Haus und frag mich ob das jetzt schon alles war. Meine Ärztin empfahl mir in der Nähe einer Toilette zu bleiben - kann ich es riskieren, nach oben zu laufen? Ich riskiere es. Kein Problem.

Erst zwei Stunden nach Einnahme des Salzes kommt die nächste Sitzung auf dem Pott. Ich hab in den Zwischenzeit einen Tee getrunken (Pukka Love) und ein Buch über witzige Flugzeug-Pannen ausgelesen. Bereits jetzt merke ich wie stark meine Gedanken normalerweise um das Essen kreisen. An einem normalen Tag würde ich um diese Uhrzeit bereits an das Mittagessen denken und ein Glas Saft trinken.

Ich werde langsam etwas "wattig" im Kopf. Da alles, was einen an Nebenwirkungen treffen könnte, mit dem Wasserhaushalt zusammenhängt gönn ich mir erstmal ein Glas Wasser. Ich bin ein guter Trinker, aber es wird schwierig sich an das regelmäßige und verstärkte Trinken zu gewöhnen. Entgegen meiner Erwartung hilft das Wasser, ich fühl mich wieder frisch.

Der Tag schleppt sich dahin, alle halbe Stunde renn ich auf Klo und erfreu mich an Wasser und Tee. Pfefferminze und Feigen-Gewürztee, beide orientalisch angehaucht. Nachmittags mach ich einen Abstecher in die Bücherei, mein Lieblingsbuch zum Thema Vitamine ist leider ausgeliehen. Dafür leihe ich mir "Moppel-Ich" von Susanne Fröhlich, ein Buch über Heilfasten, dazu das "Lafer-Lichter-Lecker!" Kochbuch und ein Buch über Convenience Food aus. Literatur für die lange Zeit ohne Essen. Gegen Abend fahr ich ein sehr kurzes Stückchen Rad und genieße die letzten Sonnenstrahlen im Gesicht.

Erstaunlicherweise ist der erste Fastentag gar nicht so schrecklich und schwer wie erwartet: Der Magen leert sich entspannt und stückchenweise, kein Hungergefühl nagt an den Nerven und auch der Kreislauf macht mit. Aber irgendwie fühlt es sich seltsam an. Dem Tag ist die Routine genommen, außerdem bekommt man zwar keinen physischen Hunger.. wenn neben einem die Spaghetti mit duftender Soße verputzt werden bekommt man trotzdem Lust.
Erschwerend bin ich der typische Langeweile-Esser. Sobald ich nicht weiß was ich tun soll schau ich nach Rezepten, back Küchlein oder schnapp mir die Schoki und kuschel mich ins Bett. Das geht natürlich nicht!

Ich habe leichte Zweifel, ob ich die Woche durchsteh. Wasser geht einem mächtig auf den Senkel mit der Zeit, und auch wenn Tee sehr lecker sein kann - Tee ist leider kein ausgewachsener Berg Pommes mit Ketchup.
Abgesehen von meinen Schwächeleien ist der Tag ohne Essen aber wirklich angenehm: Mein Bauch verhält sich sehr ruhig und ist außerordentlich flach, ich hab oft Bauchschmerzen nach dem Essen. Die fallen weg. Meine Haut sieht frisch aus und ich fühl mich eigentlich gut. Ein bisschen fröstelt es mich, was aber auch an der ausgefallenen Heizung liegt.

Für Morgen habe ich mir vorgenommen mehr Struktur in den Tag zu bringen: Aufstehen um 8, Spaziergang im Wald, eine heiße Dusche und dann den Frühstücks-Tee. Mittags wird dann gelernt für die letzte Abiprüfung und Nachmittags wird ein Ausflug mit der Familie geplant.

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